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Interview mit Max Pisasale
Herzlichen Glückwunsch zu deinem 35-jährigen Firmenjubiläum Max! Wie bist du eigentlich damals zu BOPP gekommen?
Danke!
Mein Vater hat mich nach meiner Ausbildung "gepackt" und zu BOPP gebracht. Er war damals Vorarbeiter in der Gitterei. BOPP habe ich allerdings bereits aus meiner Zeit als 14-jähriger Ferienjobber gekannt.
Was waren deine Beweggründe für die Wahl des Berufs und welche Stationen hast du durchlaufen?
Ich hatte einen völlig anderen Karriereweg eingeschlagen, bevor ich zur Logistik kam. Ich bin gelernter Bauspengler. In meinen Anfängen bei BOPP habe ich Abdeckungen für Maschinen gebaut und später in den Maschinenunterhalt gewechselt. Damals hatte BOPP auch in Zürich Webmaschinen. Nach der Auflösung der Weberei in Zürich war ich in der Gewebekontrolle tätig und habe viel Knowhow aufgebaut. Für Werksatteste bin ich heute noch zuständig.
Mein Weg zur Logistik war eher zufällig. Ich habe von Zeit zu Zeit bei Personalmangel ausgeholfen. Das damalige IBM 36-System war anfällig. Da ich damit schon vertraut war, hat man fürs Trouble Shooting je länger je mehr Max angerufen, bis ich dann in die "PC-Supporter"-Schule geschickt wurde. Gleichzeitig wurde mir der Chefposten der Logistik in Aussicht gestellt. Ich war der jüngste im Team und musste mich durchsetzen. Das ist jetzt 25 Jahre her.
Du hattest ja noch ein zweites Standbein in jungen Jahren. Magst du was von deinen wilden Jahren erzählen?
Stimmt, meine DJ-Zeit! Angefangen hats mit Auflegen im Jugendhaus. Ich habe klein angefangen und mir dann nach und nach Equipment dazu gekauft, bis ich irgendwann von den namhaften Clubs in Zürich gebucht wurde - Oxa, Sensor, Rohstofflager, Stufenbau usw. Ein Lärmtrauma hat dann leider meine DJ-Karriere beendet.
Zurück zu deinem Werdegang bei BOPP. Hättest du dir vor 35 Jahren vorstellen können, so lange im Unternehmen zu bleiben?
Nein, nie! Ich kam durch meinen Vater her und habe zu Beginn mit maximal einem halben Jahr gerechnet. Ich wollte mein DJ-Dasein verfolgen.
Was waren deine Höhepunkte in deinem Arbeitsleben?
Schwierig hier ein paar Highlights zu nennen. BOPP ist mein Zuhause. Alleine das sagen zu können, ist ein Highlight! Wenn ich aber doch zwei Punkte nennen soll, ist es wohl, dass meine Weiterbildung direkt in eine Beförderung mündete. Ein Zweiter war die Einführung unseres Kardex-Shuttle-Systems (BOPPs Hochregallager). Bei unserem Erweiterungsbau 2007 war das die grösste Anlage in der Schweiz und mit viel Arbeit verbunden, bis alles reibungslos funktionierte.
Neben Höhepunkten gibt es wohl in jeder Laufbahn Tiefpunkte. Wie sehen diese aus und wie bist du damit umgegangen?
Wann ist schlecht denn schlecht? Ich glaube, wenn man sich damit befasst, zu künden. An diesem Punkt war ich nie. Ich hatte auch stets den Support unseres Managements. Von daher, klassische Tiefpunkte hatte ich keine.
Rückblickend betrachtet, würdest du alles nochmals genauso machen? Was würdest du gegebenenfalls anders machen?
Ich hatte ja als DJ ursprünglich andere Pläne. Auch die Aviatik hat mich immer fasziniert. Aber auf BOPP bezogen, würde ich nichts anders machen. Vielleicht habe ich deshalb noch fast alle Haare und die sind auch noch gar nicht so grau (lacht).
Die lange Firmenzugehörigkeit zeugt von grosser Loyalität dem Unternehmen gegenüber, bietet aber auch die Gefahr einer gewissen Betriebsblindheit. Wie gingst du damit um?
Mit einem gut zusammengestellten Team, das dich fordert und Inputs bringt, kann das gar nicht passieren. Wir wachsen gemeinsam.
Ausserdem, macht man seinen Job gerne, ist man automatisch bestrebt, Dinge zu verbessern. Mit halbem Engagement und ohne offenen Blick für Neues, passiert das nicht. Wenn ich sehe, wir haben uns von einem IBM 36-System zu einem modernen Warehouse-Management weiterentwickelt.
Neben der Leitung Logistik bist du Lehrlingsverantwortlicher. Was sind deine Hauptbotschaften an die Jugend? Du giltst ja als eher streng…
Weniger träumen und in der Zukunft leben. Stattdessen sich mehr auf das hier und jetzt fokussieren und den Blick auf das, was wichtig ist richten. Das heisst, sich vor allem weniger in der Online-Blase aufhalten. Kommuniziert untereinander im realen Leben. Viele können heute nicht mal mehr telefonieren beispielsweise…
Wo siehst du die grössten Unterschiede in der Lehrlingsausbildung von heute zu früher? Waren es aus deiner Sicht Verbesserungen?
Das kommt auf den Lehrberuf an. Aber allgemein gesagt, früher wars deutlich strenger, der Umgangston rauer und die Jugendlichen belastbarer. Heute sind wir für meinen Geschmack zu weich geworden. Lohn hat es keinen gegeben, eher im Gegenteil, man musste mancherorts für den Ausbildungsplatz bezahlen.
Dafür ist das Bildungssystem heute viel durchlässiger und bietet viel mehr Möglichkeiten als früher - eine deutliche Verbesserung. Auch ist das soziale Auffangnetz viel besser. Wir besuchen als Ausbildner zum Beispiel Kurse in Prävention.
Was machst du, wenn du dich nicht gerade um die Logistik von BOPP sorgst - sprich, in deiner Freizeit?
Ich reise gerne! Eishockey-Matches besuche ich auch gerne "Hopp ZSC" (Zürichs Stadt-Club). Früher hatte ich ein Cabriolet für den Sommer und im Winter ging ich snowboarden. Nach ein paar brenzligen Situationen wollte ich das Glück nicht weiter strapazieren. Musik hat heute noch einen hohen Stellenwert in meinem Leben, dafür habe ich eine tolle B&O-Anlage zu Hause. Und wichtig: mit dem Alter geniesse ich mehr und mehr feines Essen und eine gute Flasche Wein.
Werfen wir noch einen Blick in die Zukunft. Wie wird sich deiner Ansicht nach die Logistik verändern, auch in Bezug auf BOPP?
Die extrem getakteten Just-in-time-Lieferungen haben ausgedient. Die Krisen der letzten Jahre haben es gezeigt, kommt im Weltgeschehen etwas Unvorhergesehenes, stehen die Produktionslinien still. Das kann sich niemand leisten. BOPP setzt weiterhin auf sein grosses Lager. Das ermöglicht uns eine schnelle Lieferfähigkeit. Ein grosser Trumpf! Anstelle eines reinen Rollenlagers kann ich mir auch anonyme Lager von Halbfabrikaten vorstellen. Hingegen ist Outsourcing für uns keine Option, dafür haben wir zu heikle Produkte. Auch sehe ich den Trend zu wieder lokalerer Produktion. Das heisst auch, weniger Logistik trotz mehr Konsum.
Vita: Max Pisasale ist 55 Jahre alt, ledig und kinderlos, wohnhaft im Glattpark (Zürich Nord). Er hat italienische Wurzeln, ist aber in der Schweiz geboren und aufgewachsen und sieht sich daher fast schon patriotisch schweizerisch. Max liebt die klassischen Schweizer Gerichte wie Raclette, Fondue, eine Bratwurst oder Fondue Chinoise.