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Roger Walch im Spotlight
Du bist jetzt seit Frühling letzten Jahres bei uns und hast die Verkaufs- und Marketingdirektion seit Anfang Jahr gänzlich übernommen. Gut eingelebt?
Das Metier ist ja wesentlich komplexer als man denken könnte.
Ja total! Es wird einem aber auch sehr einfach gemacht. Ich wurde mit offenen Armen empfangen. Die Hilfsbereitschaft war immer und ist nach wie vor sehr gross. Die Zusammenarbeit mit meinem Vorgänger, Martin Jeitler (heute Verwaltungsrat und seit 48 Jahren bei BOPP – Anm. d. Red.), ist effizient und sehr angenehm. Er unterstützt mich bedingungslos. Ich schätze das und auch ihn als Menschen sehr.
Wer ist Roger Walch?
Ein begeisterter Vertriebs- und Marketingmensch, der es liebt, langfristige Kundenbeziehungen aufzubauen, zu sehen wie sich Mitarbeiter und Organisationen mit ihm und um ihn herum weiterentwickeln und der keine Probleme hat, wenn mal ein Fehler passiert, aus dem man lernen kann. Ich mag Veränderung – Stillstand ist mir suspekt. Ich glaube an Evolution. Ich bin gesellig und man würde mich wohl als extrovertiert und eher emotional beschreiben.

Wie sieht dein beruflicher Werdegang aus?
Ich habe eine kaufmännische Grundausbildung absolviert und danach verschiedene Weiterbildungen in den Bereichen Marketing, Leadership und Unternehmensführung abgeschlossen. Gestartet habe ich meine berufliche Laufbahn in der Kunststoffindustrie. Mein damaliger Arbeitgeber hat Produkte für die Lebensmittelindustrie wie auch die Medizinaltechnik hergestellt. Anschliessend habe ich im Vertrieb für Spritzgussformen gearbeitet – bei einem echten, globalen Champion auf seinem Gebiet. Einen Grossteil meines technischen Backgrounds habe ich mir damals «on the Job» angeeignet. Ganze 13 Jahre habe ich danach bei einem bekannten Schweizer KMU im Bereich Trinkwasserfiltration gearbeitet – viele Jahre davon in der Geschäftsleitung verantwortlich für den Bereich Vertrieb und Marketing. Bevor ich zu BOPP kam, habe ich zwei Jahre das internationale Geschäft eines chinesischen Herstellers von aseptischen Verpackungen geleitet.
Du kommst aus der Kunststoffbranche in ein metallverarbeitendes Unternehmen. Gibt’s Parallelen?
Immer wieder. Aber so ganz allgemein gesagt: ich bin froh und dankbar wieder zurück bei einem Schweizer KMU mit heimischer Produktion aber weltweiten Absatzmärkten zu sein. Man kann schon sagen, dass mein Herz für genau solche Firmen schlägt.
Wo sticht BOPP im Vergleich zu deinen früheren Arbeitgebern besonders heraus?
BOPP hat das ausgeprägteste Nischenprodukt und ist der deutlichste «Hidden Champion». Wir bedienen beeindruckend viele Absatzmärkte und die meisten Leute kommen täglich indirekt mit unseren Produkten in Kontakt. Trotzdem kennt uns praktisch niemand in der breiten Öffentlichkeit.
Weiter ist es die überdurchschnittlich lange Betriebszugehörigkeit unserer Mitarbeiter. 50% unserer Mitarbeiter haben eine Betriebszugehörigkeit von mehr als 10 Jahren. Das spricht meines Erachtens enorm für unsere Unternehmung.
Was hast du während bald einem Jahr BOPP besonders zu schätzen gelernt?
Das sehr gute Betriebsklima und die helfende und unterstützende Kultur unter allen Mitarbeitern und gerade auch innerhalb der Geschäftsleitung. Man kann fast schon "familiär" sagen, trotz weltweit fast 500 Angestellten. Ausserdem wird viel gelacht, trotz der harten Arbeit, um die Firma stetig voranzubringen. Für mich ist das sehr wichtig. Ich bin überzeugt, dass dies ein wichtiger Faktor für unseren vergangenen wie auch zukünftigen Erfolg ist.
Wieso funktioniert BOPP so gut, wie BOPP funktioniert? Als internationaler Player mit der Produktion in einem Hochpreisland wie der Schweiz, ist die Ausgangslage nicht immer ganz einfach.
Wir sind sehr kundenorientiert. Ich zitiere immer wieder unseren technischen Direktor der nach dem Motto "geht nicht, gibt’s nicht" arbeitet und führt. Wir finden gemeinsam mit unseren Kunden eine Lösung.
Zweitens, unsere relativ hohen Lagerbestände mit grosser Produktvielfalt, um kurze Lieferzeiten zu gewährleisten. Bei einem Produkt, das eine derart lange Produktionszeit mit diversen Produktionsschritten hat, ist dies zentral.
Weiter sind wir finanziell unabhängig und können dadurch enorm schnell auf verschiedene und auch sich ändernde Kundenbedürfnisse eingehen.
Viertens, wir sind international gut aufgestellt. Wir haben ein gutes Netzwerk an Niederlassungen und ein professionelles Vertreternetz, welches die notwenige Kundennähe sicherstellt.
Nicht zuletzt unsere tiefe, vertikale Integration. Als Beispiel nenne ich gerne unsere eigene Drahtzieherei – auch darum, weil keiner unserer Mitbewerber über eine solche verfügt. Aber auch sonst findet sehr viel Wertschöpfung bei uns vor Ort statt, was wiederum mit der bereits erwähnten Flexibilität einhergeht.
Was braucht es, um im Sales erfolgreich zu sein, beziehungsweise was macht für dich einen guten Verkäufer aus?
Zunächst einmal eine hohe Sozialkompetenz und Empathie. Ein Verkäufer muss spüren, was für eine Person am anderen Ende des Tisches, oder heute auch vor dem anderen Computer, sitzt. Aktives Zuhören ist wichtig - und zwar echtes, aktives Zuhören. Weiter die notwendige Fachkompetenz - aber auch den Mut und die Persönlichkeit zu haben, um zum richtigen Zeitpunkt etwas nicht direkt zu beantworten. In einem solchen Fall ist anschliessend Verlässlichkeit gefragt, indem man sich zeitnah darum kümmert, dass der Kunde die entsprechende Information erhält.
Ich achte auch auf eine Hunter-Mentalität. Das heisst, es muss ein gesunder Erfolgshunger und der Wille stetig zu lernen und weiterzukommen spür- und erkennbar sein.
Was ist deine persönliche Vision für BOPP?
In einem gesunden Tempo den Umsatz und die Rentabilität weiter zu steigern. Uns in denjenigen Märkten, wo wir heute noch nicht optimal repräsentiert sind, besser aufzustellen und zu festigen. Finanziell weiter die heutige Unabhängigkeit zu wahren. Und natürlich unseren Weg in einem aktuell sehr garstigen geopolitischen Umfeld weiter zu finden. Das ist ohnehin eine der Hauptaufgaben eines jeden Unternehmens; sich stetig an ändernde Gegebenheiten und Rahmenbedingungen anzupassen. Es ist Evolution.
Weiter ist es wichtig, dass es uns auch weiterhin gelingt, die richtigen Mitarbeiter zu rekrutieren – gerade auch junge Leute, die wir bezüglich unseren Nischenprodukten ausbilden können und die in Zukunft die Unternehmung mittragen.
Zu guter Letzt, was macht Roger in seiner Freizeit?
Ich pflege meinen Freundeskreis gerne bei einem oder zwei guten Gläsern Wein und bei gutem Essen. Ich bin ein sehr geselliger Mensch, der sich gerne mit Menschen umgibt.
Schon als kleiner Junge hatte ich eine grosse Faszination für die Fliegerei. Damals habe ich diese vor dem Commodore 64 mit dem Joystick ausgelebt – in der Zwischenzeit kann ich in der realen Welt ein Kleinflugzeug pilotieren und das macht mir grosse Freude.
Plus, ich treibe gerne und ziemlich regelmässig Sport. Ein weiser Mann hat mir mal gesagt: "fordere deinen Körper, sonst fordert er irgendwann dich". Das ist mir sehr geblieben.
Vita:
Roger Walch ist 48 Jahre alt, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder im Alter von 18 und 21 Jahren. Er lebt in Bassersdorf nahe Zürich. Roger ist privat wie beruflich weit gereist und fühlt sich als «Weltbürger» überall relativ schnell zu Hause.

